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Sonntag, 24. Dezember 2017

Anhörung

Wie schnell die Zeit vergeht. Es ist Samstag, Weihnachten, und ich komme erst jetzt wieder langsam in meiner gewohnten Realität an.

Der Höhepunkt dieser irren Zeit war mit Sicherheit der Donnerstag, an dem ich die Anhörung am Gericht hatte.
Was am Schlimmsten daran war, ist die Zeit des Wartens gewesen, da meint man, dass jede Minute schon eine Stunde war.
Das Warten bis endlich der Rechtsanwalt gekommen ist und wir uns besprechen konnten, das Warten, dass endlich der Richter kommt, der sich wie angekündigt eine halbe Stunde verspätet hat.
Ich habe in diesen Zeiten geschwitzt und nochmals geschwitzt.

Der Notar und die Tochter der Kägerin konnten bei der Befragung nicht viel beitragen, ob mein Vater dement war oder nicht. Sie haben beide nichts bemerkt, obwohl der Richter, ein ganz genauer, nachfragte, ob ihnen der Führerscheinentzug aufgrund der Demenz nicht bekannt war. Ja schon, aber ihnen wäre nichts ungewöhnliches an meinem Vater aufgefallen. Ja was sagt man dazu.
Die Klägerin herself, ja, es war schräg was sie sagte, aber das braucht einen eigenen post. Und ich, ja, das war auch schräg.

Jedenfalls wollte mich die Klägerin und ihr Anwalt als geldgierig hinstellen.

Die Frage vom gegnerischen Anwalt ware, wie ich mich gefühlt habe, als ich erfuhr, dass die Klägerin ein Testament von meinem Vater hatte.
Ich war erschüttert. Das ist etwas, was einem nur im Film oder in der Literatur passiert, aber nicht im eigenen realen Leben.
Ob ich es denn bei dem Wissen belassen habe, dass mein Vater ein Testament gemacht hat und es akzeptierte oder ob ich etwas gemacht habe.
Ich habe die Sachwalterschaft angeregt.
Ja, aber er will von mir wissen ob ich die Entscheidung von meinem Vater akzeptiert habe oder ob ich etwas gemacht habe.
Ich habe die Sachwalterschaft angeregt.
Er will ein klares Ja oder Nein von mir hören.
Ich sage euch, ich bin ausgetickt und dann werde ich ja so aggressiv.
Ich erklärte dem Mann, dass ich den Vater wohl auch zu einem Notar hätte schleppen können und ein neues Testament hätte aufsetzen lassen können, aber ich finde das im Zustand in dem mein Vater sich befand ehrenrührig. Ich sagte es mit Vehemenz und schlug mit der Hand auf den Tisch (ich werde rot, wenn ich daran denke).
Und dann sagte ich ihm noch, dass ich die Sachwalterschaft beantragt habe.
Das ist die klare Antwort und das auch mit Inhalt.

Dabei hat er es dann gut sein lassen.

Seine nächste Frage war, ob ich noch andere Leute bevormunde und wie viele.
Darauf gab es eine klare Antwort, nämlich dass ich bei einem Verein, der direkt dem Gericht unterstellt ist, als ehrenamtliche Mitarbeiterin tätig bin. Auf einmal wollte er nicht mehr wissen, wie viele Leute ich habe, aber der Richter fragte nach: 7 Menschen sind es, für die ich ehrenamtlich tätig bin.
Und das ohne Geld!
So schaut halt die wahre Gier aus, nicht.

Bald darauf waren wir fertig. Mein Rechtsanwalt gab mir dass Feedback, dass, wenn wir einen anderen Richter gehabt hätten, dieser mir den Hals umgedreht hätte, weil ich so viel redete.
Diese Aussage war für mich niederschmetternd und ich dachte mir wieder einmal, dass mir Menschen dieser Berufszunft nicht geheuer sind.

Ich fuhr dann durch das Schneetreiben über eine Stunde wieder nach Hause.

Dann legte ich noch einen Abstecher ins bekannte Gasthaus ein, bekam dort Essen und Trinken. Bis ich merkte, dass ich immer mehr zu schwitzen anfange und sich mein Darm bemerkbar macht.
Ich schwitzte mir noch den ganzen Freitag den Dreck aus meinem Körper.





6 Kommentare:

  1. Ach Ganga, ich lese das und mir läuft es eiskalt den Rücken herunter, was für bösartige Dinge Du Dir von diesen Menschen gefallen lassen sollst. Ja, ehrenamtlich tätig und geldgierig - die wahren geldgierigen sind diese Pflegerin und ihre Tochter, dass bei solchen Aussagen von denen nicht klar sein soll, wer hier das Problem ist (und wer nicht), da schüttel ich nur noch den Kopf.

    Ich hoffe sehr, diese Sache geht endlich zu Deinen Gunsten aus und dass es dann endlich mal gut ist. Papperlappapp, dass der Richter Dir den Kragen umgedreht hätte - Du hast ein Recht so zu antworten, wie Du es für richtig hälst. Schlimm finde ich die Menschen dieser Kategorie auch - gerade Richter, Anwälte und dergleichen, die halten sich ja schon für ganz toll, aber im Endeffekt sind sie auch nur Menschen und die können eben auch doof sein.

    Ich wünsche Dir trotzdem ganz schöne Weihnachten, dieser Anhörungstermin liegt endlich hinter Dir und ich drücke Dir die Daumen, dass es für Dich und Deinen Mann endlich Berg auf geht!

    Liebe Grüsse
    Clara

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  2. Liebe Clara,
    es tut gut, so viel Bestätigung zu bekommen. Es war wirklich ein ganz schräger Termin.
    Ich habe mir vorher öfters gedacht, ich gehe einfach nicht hin. Meine Nerven brauchen das nicht mehr auszuhalten.
    Aber stimmt, jetzt liegt der Termin hinter mir.
    Der Gutachter wird jetzt bestellt und ich bin mir sicher, dass der Richter entscheiden wird und nicht das Gutachten, wie mein superschlauer Anwalt meint.
    Der Richter hat das in der vorbereitenden Tagsatzung auch so gesagt.
    Also mein Anwalt hat die Weisheit auch nicht mit Löffeln gefressen, auch wenn er es so meint. Er will alles nur schnell, schnell erledigt haben. Tja, ich rede halt mal gerne, weil ich die Situation umfassend darstellen möchte. Auch gut.
    Danke für deine Rückenstärkung, das Selbstbewusstsein entwickelt sich wieder

    Herzliche Grüße
    Ganga

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    1. Ganga, was der Anwalt sagt - lass ihn reden. Ich kenne das. Sowas nennt sich "Fachidiotie", das habe ich in meiner jahrealangen Berufslaufbahn in der Umgebung mit Juristen zu Genüge lernen dürfen.

      Hab noch schöne Weihnachtstage!

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    2. Alles klar, so sind Juristen, ich nehme es so.
      Und rechne nicht mit einem anderen Verhalten beim nächsten Mal!!!!

      Liebe Grüße
      Ganga

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  3. ich bin regelrecht stolz auf dich!!!
    auf solche fragen gehört eigentlich noch mehr vehemenz in form von ohrfeigen! :-) da das nicht geht, ist ein auf den tisch hauen die genau richtige reaktion.
    unfassbar, das alles, wie ein wirklich schlechter film.
    erhole dich!
    m.

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  4. Danke für den Zuspruch, ich fange an langsam auch zu der Meinung zu kommen, dass diese Aktion gepaßt hat. Ich war authentisch und spiegelte das Leben wider. So ist es.
    Schnauf!

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